Grabungen


Grabungen 1937

Die erste wissenschaftliche Grabung auf dem Krinkbergareal  erfolgte im Sommer 1937. Zwei Jahre vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges hat der  spätere Direktor des Museums vorgeschichtlicher Altertümer, Herbert Jankuhn (1939 – 1944), an dem Objekt geforscht und Deutungen  über  die Funktion der Anlage abgegeben.

Jankuhn war ein Gelehrter  seiner Zeit:  auf der einen Seite prägte er maßgeblich die Methoden der modernen Siedlungsarchäologie, auf der anderen Seite war er Mitglied der SS, einer nationalsozialistischen Organisation, in deren Forschungseinrichtung „Ahnenerbe“ er  in führender Stellung tätig war. Ziel dieser Einrichtung  war es, die in der Zeit des Nationalsozialismus  herrschende Rassenideologie des arischen Herrenmenschen wissenschaftlich zu untermauern.  


Abb. Herbert Jankuhn (Mitte) 1930 bei Ausgrabungen in Haithabu. NDR Schl.—Holst. Magazin 18. 09. 2016

Jankuhns Grabung wurde der Zeit entsprechend in handwerklicher Sorgfalt  ausgeführt. Sie war  als  Suchgrabung angelegt  und zeigte  in drei sternförmig  angelegten Aufschlüssen den von Holm beschriebenen  zugeschütteten Spitzgraben in fränkischer Bauart. Weitere Erkenntnisse  als  die  von Holm und Handelmann aus dem 19. Jahrhundert schon bekannten fand Jankuhn  nicht.. Anders als Holm und Handelmann lieferte er jedoch eine  umfangreiche Entstehungstheorie.

Es entsprach der damaligen  Ideologie,  wie  einige Wissenschaftler ihre Forschungsergebnisse deuteten. Hermann Hofmeister, der Ausgräber der Kaaksburg und Auffinder der Eselsfeldburg bei Itzehoe liefert 1938  im Vorwort zu  seinem Buch  „Germanenkunde“ einen Hinweis: 

 

„Als Weltanschauungsbuch fußt die Germanenkunde auf den Forschungsergebnissen der Wissenschaft. Sie erarbeitet keine neuen Altertümer, nimmt den alten Stoff aber nicht unbesehen hin. Sie überprüft vielmehr den reichen Bestand vorliegender Aufschlüsse, wählt Treffendes  aus und formt die Bilder.“

Abb. Plan Krinkberggrabung 

Jankuhns Deutungen veröffentlicht 1939  Karl Kersten in seinem Buch „Vorgeschichte des Kreises Steinburg“. Der Text  ist heute  ein Stück Zeitgeschichte, aber kein wissenschaftlicher  Beitrag für die Krinkbergforschung,  wie die nachfolgende Abschrift bezeugt:

„Bereits Holm, der sich um die Bergung der reichen Krinkbergfunde besonders verdient gemacht hat, sprach die Vermutung aus, dass der Krinkberg vielleicht eine fränkische Anlage sei, deren Bau mit der Eroberung Nordalbingiens durch die Franken eng verknüpft sei. Nunmehr gelang Jankuhn der Nachweis, dass der Krinkberg einen fränkischen Turmhügel darstellt.

 

Die Sitte, befestigte Turmhügel zu errichten, lässt sich erstmalig bei den Römern beobachten. Die Römer bauten in den verschiedenen Gebieten ihres Weltreichs entlang den Heerwegen, die in das eroberte Feindesland führten, befestigte Wachpunkte, die sog. Burgi, die stets in Sichtverbindung zueinander lagen und ein Kastell oder eine befestigte Linie im Rücken hatten. Die Burgi hatten den Zweck, den eigenen Festungslinien das Herannahen eines Feindes auf dem Heerwege mitzuteilen. 

 

Den Brauch, im eroberten Feindesland an den Hauptaufmarschstraßen befestigte Beobachtungspunkte zu errichten, übernahmen die Franken von den Römern, ihren Lehrmeistern im Burgenbau. Die fränkischen Wachtürme besaßen nach Schuchardt in der Regel eine rechte Form. Doch kommen daneben auch runde Anlagen vor. In der Mitte der fränkischen Wachtürme befindet sich stets ein stark erhöhter Mittelteil, dessen Erdmaterial man aus dem meist spitz zulaufenden Graben entnahm. Auf dem Hügel wurde ein starker Holzturm erbaut, während man auf dem freien Platz zwischen dem Hügel und dem Graben des öfteren Nebengebäude für Proviant usw. errichtete. Auf der Innenseite des Grabens befand sich in der Regel ein einfacher Flechtzaun.

 

Der Krinkberg weicht in einigen Einzelheiten von den typischen Turmhügeln der Franken ab, eine Erscheinung, die vielleicht durch die örtlichen Voraussetzungen bedingt war und vielleicht durch den Umstand, dass ein Teil des fränkischen Eroberungsheeres nach Angaben der fränkischen Annalen aus Sachsen bestand. Ungewöhnlich ist der Umstand dass man als Unterbau für den Turm einen schon vorhandenen hohen Grabhügel wählte. An Stelle eines Flechtzaunes besaß der Krinkberg einen niedrigen Wall, der nach Jankuhn wahrscheinlich eine Wehr aus Palisaden oder Bohlen trug. An den Wall schloss sich nach außen ein tiefer spitzer Graben an, den Jankuhn bei seiner Untersuchung im Sommer 1937 auf drei Seiten klar feststellen konnte. Die spitz zulaufende Form des Grabens hätte bei einem römischen oder fränkischen Kastell nicht klarer ausgebildet sein können. Der Umstand, dass der Turmhügel  an der Stelle des Tordurchlasses ganz nahe an die Umwallung herangerückt war, entsprach offenbar dem Bedürfnis, der am meisten gefährdeten Stelle der Anlage den größten Schutz zuteil werden lassen. –

 

--- Der Zweck des Krinkbergs ergibt sich aus seiner Lage. Er liegt etwa 2 km südlich von Schenefeld in einer Wegegabelung, an der die Straße nach Schenefeld von dem westlichen Heerweg abbog. –

 

--- Auf der Suche nach weiteren fränkischen Wegeposten  fiel besonders eine Anlage auf, die gegenüber der Kaaksburg auf dem südlichen Ufer der Bekau liegt und nach der mündlichen Überlieferung eine Burg getragen haben soll. Sie hebt sich im Gelände als eine ovale von Osten nach Westen verlaufende Fläche von 36 x 57,5 m Durchmesser ab, die von einem künstlich angelegten Graben und von einer wallartigen Erhöhung umschlossen ist. –

 

 

--- Bei der Untersuchung der Umwallung, die besonders auf der Nord- und Nordostseite deutlich hervortritt, stellte Jankuhn fest, dass sie natürlichen Ursprungs  ist.“

 

Abb. Jankuhn Rekonstruktion